Nur wenige Jahre war die Anbauerstelle “Schoolhus” zu
Schwalingen No.22 im Besitz der Familie Baden. Im Oktober 1901
stirbt der Anerbe Friedrich CHRISTOPH Baden unter tragischen Umständen im
Altern von nur 45 Jahren. Sein betagter Vater HINRICH Christoph Baden bleibt
allein als Altenteiler auf der Hofstelle zurück. Knapp 2 Jahre später stirbt auch er, 81
Jahre alt.
Von den etwaigen erbberechtigten Anverwandten von HINRICH Christoph
Baden findet sich niemand, der die verwaiste Hofstelle übernehmen und andere
Berechtigte ausbezahlen möchte. So wird sie zum Verkauf bestimmt. Am
1.November des Jahres 1903 findet dazu eine Auktion in Schwalingen statt, zu der der
Schwalinger Auktionator und Preußische Gemeindevorsteher Wilhelm Witte
(Anbauerstelle “Schün” zu Schwalingen No.4) aufgerufen hat. Den Zuschlag erhält
der Müller HERMANN Heinrich Friedrich Söhnholz.
Der folgende Text ist mit freundlicher Genehmigung des Enkels von HERMANN
Heinrich Friedrich Söhnholz, Herbert Söhnholz, seiner selbstverfassten
Familiengeschichte “Die Familie Söhnholz auf der Anbauerstelle Schoolhus”
inhaltlich auszugsweise entnommen:
HERMANN Friedrich Söhnholz wird am 24.November 1871 in Schwalingen auf
der Neubauerstelle “Steinke” (Schwalingen No.33) geboren. Sein Vater Johann
Friedrich Söhnholz, geboren in Müden, hat den “Steinke-Hof” im Jahre 1871 gekauft
[siehe die Hofgeschichte der Neubauerstelle “Steinke”, mehr...]. Er stirbt schon neun Jahre
später im Jahr 1880. Der Hof fällt an seine Brüder Christian Heinrich und Georg Carl,
nicht an seine Witwe Catharina Dorothea, geborene Ahrens bzw. an ihre
gemeinsamen Kinder. Sie bleibt als Witwe mit ihren 5 Halbwaisen in Schwalingen
und stirbt 1913 in Schwalingen.
HERMANN Friedrich Söhnholz erlernt den Beruf des Müllers und ist in
Eggersmühlen, Scheeßel und später in Tewel tätig. Am 27.April 1900 heiratet er in
Scheeßel Margarethe Bartels aus Wesseloh, geboren am 2.April 1879, die ebenfalls in
Eggersmühlen in Stellung war. 9 Kinder werden in ihrer Ehe geboren.
Im Jahre 1902 verstirbt Georg Carl Söhnholz in Müden. Der Onkel von
HERMANN Friedrich Söhnholz hat ihn mit einem Erbanteil bedacht, das der
Grundstock für die weitere Zukunft seiner Familie werden soll.
Im Frühjahr des folgenden Jahres 1903 ist HERMANN Friedrich Söhnholz im
Besitz seines Erbanteils. Als im November diesen Jahres die Anbauerstelle
“Schoolhus” zu Schwalingen auf der Auktion des Auktionators Wilhelm Witte zur
Versteigerung kommt, kann er mit dem Geld das beste Angebot machen und erwirbt
die Hofstelle. Weitere Grundstücke ersteigert HERMANN Friedrich Söhnholz auf
einer folgenden Auktion im Dezember 1903.
Mit der Umschreibung des Eigentums durch das Amtsgericht Soltau im Januar
des folgenden Jahres 1904 wird HERMANN Friedrich Söhnholz mit 24 Jahren
Eigentümer der Anbauerstelle “Schoolhus” zu Schwalingen No.22. Grundstücke von
insgesamt 3 Hektar, 13 ar und 84 Quadratmeter bei den “Lahmlosen Wiesen”, “Im
Stremel” und “Am Westerfeld/Bultacker”gehören dazu.
Als HERMANN Friedrich Söhnholz mit seiner Ehefrau
Margarethe und den in den Jahren 1900 und 1902 geborenen
Kindern Frieda und Walter die kleine Kate der Hofstelle “Schoolhus” im Frühjahr des
Jahres 1904 bezieht, wird bald deutlich: Sie ist für die wachsende Familie und die
geplante Ausweitung der Landwirtschaft zu klein.
Der Schwalinger Maurer Heinrich Lünsmann [Neubauer “Ramaker” zu
Schwalingen No.28] erstellt einen Plan und Bauantrag für eine umfangreiche
Erweiterung des Wohn-und Wirtschaftshauses: Die bisherige Kate wird zum
Wirtschaftsteil und für den Wohnteil wird ein 6,60m langer Anbau vorgesehen.
Und auch eine neue Einkommensquelle wollen sich HERMANN Friedrich und
Margarethe Söhnholz erschließen: In dem Um-und Anbauplan des “Schoolhus” ist
Raum für einen Laden vorgesehen. Hier wird Margarethe Söhnholz über viele Jahre
Kolonialwaren an ihre Kunden aus Schwalingen und den umliegenden Dörfern
verkaufen.
Die kleine Landwirtschaft der Anbauerstelle, der Kolonialwarenladen und
HERMANN Friedrich Söhnholz’ Anstellung als Müller in der Mühle (”Stute”-Mühle)
im Nachbardorf Tewel sorgen für den Lebensunterhalt der großen Familie Söhnholz.
Sie ist bis zum Jahre 1920 auf 11 Personen angewachsen: Die Eltern HERMANN
Friedrich und Margarethe und 9 Kinder - Frieda und Walter, Martha, Dora,
Hermann, Grete, Robert, Helma und Otto.
Der älteste Sohn und Anerbe der
Anbauerstelle “Schoolhus”, Walter Söhnholz,
beschließt im Jahr 1922 das nach dem verlorenen 1.Weltkrieg krisengeschüttelte
Deutschland zu verlassen und nach Amerika auszuwandern. Seine Eltern
unterstützen seinen Plan und finanzieren ihm die Reisekosten von 4,2
Billionen(!) Reichsmark oder 224 US-Dollar: Die Inflation galoppiert in
Deutschland. Am 8.Mai 1923 trifft Walter Söhnholz, 21 Jahre alt, in den USA ein.
Sein Plan geht in Erfüllung - er macht und findet sein Gück in “Amerika” und
wird ein erfolgreicher Farmer [siehe seine Auswanderer-Geschichte ... mehr...].
Anerbe der Anbauerstelle “Schoolhus” ist nun Sohn Hermann, im Jahre 1909
geboren. Er wird Freileitungsmonteur beim Überlandwerk Soltau.
Zu Beginn des 2.Weltkrieges, im Jahre 1940 und Hermann Söhnholz ist
bereits als Soldat zur Wehrmacht eingezogen, heiratet er Emmi Röhrs aus
Schülern. Sie haben zwei Söhne in ihrer Ehe, Manfred und Herbert.
Nach Kriegsende wird der kleine Kolonialwarenladen auf der Anbauerstelle
“Schoolhus” aufgegeben. Hermann Söhnholz geht nun wieder seinem Beruf als
Freileitungsmonteur nach. Die kleine Landwirtschaft der Anbauerstelle ist
Nebenerwerb.
Hermann Söhnholz erkrankt und kann seinen körperlich anstrengenden
Beruf nicht mehr ausüben. Aber er stellt sich der Herausforderung und trifft mit
seiner Ehefrau Emmi eine weitreichende Entscheidung für ihre Anbauerstelle:
Das “Schoolhus” soll eine Pension für Feriengäste werden.
Das Wohnhaus wird umgebaut, ausgebaut und mit einem Anbau versehen.
Fremdenzimmer werden eingerichtet. Anfang der 1950er Jahre ist alles fertig. Bis
Ende der 1960er Jahre kommen immer wieder Feriengäste, vor allem aus
Hamburg, um sich hier zu erholen. Viele sind zu Stammgästen geworden. Dann
wird der Pensionsbetrieb eingestellt.
In diesem Jahr 2014 ist die Anbauerstelle “Schoolhus” 111 Jahre im Besitz der
Familie Söhnholz. Nochmals 150 Jahre früher, also etwa 260 Jahre vor unserer
Zeit, errichtete die Schwalinger Dorfschaft an diesem Platz das erste Schwalinger
Schulhaus und läuteten damit für sich und ihre Nachkommen eine neue Zeit ein.
Die Wirtefolge der Schule, später Anbauerstelle “Schoolhus”:
~ 1755 - 1763
Hinrich Christopher Schröder *1700 +1763, Schulmeister
1763 - 1788
Hinrich Christoph Brüggemann +1788, Schulmeister
1788 - 1828
Hinrich Christopher Hoops *1767 +1828, Schulmeister
1828 - 1829
Hans Christopher Hoops *1807 -
, Schulmeister
1830 - 1854
Johann Hinrich Hoops *1798 +1854, Anbauer
1854 - 1856
Wwe.Marie Anne Hoops geb.Möhrmann *1796 +1867
1856 - 1859
Johann Christoph Cordes *1828 +1859, Anbauer
1859 - 1863
Wwe. Anna Maria Cordes, geb.Hoops *1824 +
1863 - 1894
Hans Hinrich Rathje *1814 +1894 , Anbauer
1894 - 1901
Friedrich Christoph Baden, Anbauer
- 1903
Hinrich Christoph Baden, Altenteiler
1903 -
HERMANN Heinrich Friedrich Söhnholz *1871 +1949, Müller, Anbauer
Hermann Söhnholz *1909 +1972
Herbert Söhnholz *1946
Familiengründung und erstes Eigentum.
Die Anbauerstelle “Schoolhus”, rechts die alte Kate
mit Strohdach, links der neue Anbau von 1904.
Hermann und Margarethe Söhnholz mit Kindern um 1912.
Die alte Schulkate der Anbauerstelle
wird im Jahre 1904 von der Familie
Söhnholz umgebaut und erweitert.
Hermann Söhnholz arbeitet als
Müller in der Teweler Dampf-Mühle.
1950er Jahre:
Freileitungsmonteur Hermann Söhnholz
auf dem Weg zur Arbeit.
Die umgebaute Anbauerstelle
“Schoolhus” als Ferien-Pension.
Margarethe und Hermann Söhnholz um 1923
Die Anbauerstelle ‘Schoolhus’
im Heidedorf Schwalingen